„Ich kann doch auch nichts dafür“
Wir sollen nach vorne blicken. Das ist ein Satz, der tief in mir verankert ist, den meine Bundeskanzlerin immer wieder mit hohem Ernst in die Tiefe des Raumes schmettert und den ich versuche, zu verwirklichen. Nach einer ihrer letzten Reden, in denen sie den Satz viermal ausstieß, habe ich mich mit meiner Frau Renate zweieinhalb Stunden auf das Sofa gesetzt und wir haben zweiundeinhalb Stunden nach vorne geblickt. - Es ist uns niemand entgegengekommen. Und noch einmal will ich nach vorne blicken. In diesem Jahr werde ich kein Buch schreiben. Ich werde ein Kabarettprogramm schreiben, spielen, lesen und, ich verspreche es, n i c h t singen.
Was der Titel verrät, weiß ich nicht. Soviel ist ihm zu entnehmen, nämlich, dass wir alle nichts dafür können. Für nichts und wieder nichts. Kann ich was dafür, wenn dort, wo nie etwas passierte, wo nie ein Krieg ausbrach, plötzlich ein Vulkan ausbricht und damit ganz Europa verascht wird? Kann ich was dafür, wenn Leute, die regieren, nicht wissen, ob Krieg ist, wenn es schießt? Ich kann doch auch nichts dafür, dass die, die ich wähle, nicht gewinnen. Und nie komme ich an den heran, der etwas dafür kann, dass ein Schwachsinnsbeschleunigungsgesetz beschlossen werden soll. Komme ich an den heran, der mein Erspartes verspekuliert, obwohl er Bank studiert hat? Wenn ich in den Spiegel schaue… kann ich was dafür? Was kann ich denn dafür, dass ich von Leuten regiert werde, die einen anderen Beruf schwänzen?
Mal sehen, was ich sage, wenn ich spiele.
Aber die Drohung bleibt bestehen: Ich komme dorthin, wo Sie mich besuchen können. Und wenn Sie nicht kommen? - Ich kann doch auch nichts dafür. - Aber Sie!
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